30. Juni 2009

Erleuchtung trifft Commerz

von Vince Ebert

Der Buddhismus erinnert ein wenig an Coca Cola. Keiner kennt die Zusammensetzung, aber trotzdem finden ihn alle irgendwie gut. Besonders in Manager-Seminaren gilt es als unglaublich schick, sich einen Zen-Meister ins Haus zu holen, der dann der deutschen Wirtschaftselite in gebrochenem Englisch für einen Tagessatz von 10.000 Euro etwas über Verzicht, Askese und inneren Frieden erzählt. Immer mehr gestandene 50jährige Vorstandsvorsitzende gehen für zwei Wochen ins tibetanische Schweigekloster, in der Hoffnung zu ihrem Allerinnersten vorzudringen. Ohne jedoch zu bedenken, dass sie dort eventuell auch absolut nichts vorfinden könnten. Ein grausamer Gedanke.
Ende dieses Monats wird nun mal wieder der Dalai Lama drei Tage lang die Frankfurter Commerzbank-Arena mit seiner Anwesenheit beglücken. Der tibetanische Gottkönig könnte aus dem Wuppertaler Telefonbuch vorlesen und das gesamte christliche Abendland verdreht verzückt die Augen. Zugegeben, wenn der selbsternannte „Ozean des Wissens“ Lebensweisheiten unter’s Volk wirft, wie zum Beispiel: „Eine liebevolle Atmosphäre in Deinem Haus ist das Fundament für Dein Leben.“ oder auch „Nur wer Leid erträgt, wird Glück erfahren!“ dann kann man schon mal auf komische Gedanken kommen. Hat die „Große Leuchte der Weisheit“ vielleicht doch nur eine Energiesparbirne? Der Kaiser ist nackt und keiner traut es sich zu sagen.
Worum genau geht’s eigentlich im Buddhismus? Begonnen hat alles im Mai 509 vor unserer Zeitrechnung. Da ist ein gewisser Siddhartha Gautama sitzend unter einem Feigenbaum zum Buddah geworden. Und zwar durch die immense Erkenntnis, man solle sich von Extremen fern halten und stets den goldenen Mittelweg anstreben. Punkt. Das war’s. Viel mehr kommt nicht. Ich persönlich glaube, wenn das die Erleuchtung ist, wird sie eindeutig überschätzt.
Nichtsdestotrotz ist der Buddhismus vielen Menschen sympathisch, weil er eine Lehre ohne Gottheit ist und zu selbstständigem Handeln und Eigenverantwortung aufruft. Doch auch das ist bei näherer Betrachtung nicht so ganz richtig. Salopp gesagt, besagt der tibetische Buddhismus: Wenn Du dich in Deinem Leben gut verhalten hast, wirst Du als Delphin, Günter Jauch oder Schweizer wiedergeboren, wenn nicht, dann als Flughörnchen 9LiveModerator oder Ostdeutscher. Dieses Weltbild ist jedoch alles andere als human. Denn es besagt, dass Menschen in sozialem Elend selbst an ihrem Schicksal schuld sind, da sie offensichtlich in einem früheren Leben ein schlechtes Karma erworben haben. Umgekehrt sind sozial hochstehende Menschen zurecht auf dieser Position, da sie im früheren Leben ein gutes Karma angehäuft haben. Da ein Auf- bzw. Abstieg im aktuellen Leben nicht möglich ist, ist es eine perfekte Ideologie, um Vorurteile und Rassenunterschiede zu zementieren.
Was im Übrigen auch lange Zeit in Tibet üblich war. Jahrhundertelang waren die Lamas brutale Gewaltherrscher, die ihr eigenes Volk als Sklaven und Leibeigene gehalten haben und den Rest davon faktisch verhungern ließen. Noch in den Fünfzigern hatten die Lamas die uneingeschränkte Macht, jeder beliebigen tibetanischen Familie willkürlich ihre drei bis vierjährigen Söhne zu entreißen, um sie als Klosterschüler auszubilden. Erst die Chinesen setzen durch, dass das Eintrittsalter auf 16 Jahre hochgesetzt wurde. Eine Maßnahme, die der Dalai Lama fortan als „kulturellen Völkermord“ bezeichnet.
Es ist eine Farce, ausgerechnet das Oberhaupt eines solchen Systems, zu einem Verteidiger der Menschenrechte zu stilisieren. Ironischerweise hat der Dalai Lama, der sich selbst als den Fürsprecher für Freiheit und Demokratie bezeichnet, sich nie selbst von seinem eigenen Volk demokratisch legitimieren lassen. Er wurde von einer kleinen, elitären Minderheit zum geistigen Oberhaupt erklärt. Dass er sich selbst zum Repräsentanten von Tibet ausgerufen hat, ist in etwa genauso, als würde sich Kardinal Meissner als deutscher Regierungschef bezeichnen.
Wenn interessiert schon, dass der Ozeangleiche Lehrer eine enge Freundschaft zum Gründer der für die Giftgas-Anschläge in Tokio verantwortlichen Aum-Sekte pflegte? Oder dass er bis in die 90ger mit ehemaligen hohen SS-Offizieren befreundet war? Aber wer so nett grinst, kann irgendwie kein schlechter Mensch sein. Und außerdem stört uns dieses Bild bei der Dämonisierung Chinas.
Ob der Einmarsch der Chinesen 1950 berechtigt war oder nicht, ist sicherlich eine schwierige Frage. Der Ostasienkundler Thomas Heberer sagt dazu: „Klar ist, dass die chinesische Regierung ihr vermeintliches Recht mit Gewalt durchgesetzt hat. Vom westlichen Standpunkt her mag es sich um eine Invasion gehandelt haben. Vom chinesischen handelte es sich um eine Wiederherstellung eindeutiger Rechte.“
In Wirklichkeit ist unser infantile Getue um den grinsenden Phrasendrescher mit dem lustigen Kassengestell der Ausdruck einer fundamentalen Orientierungslosigkeit. Die verzweifelte Sinnsuche einer Gesellschaft, die keine wirklichen existenziellen Probleme mehr hat. Ein arrogantes Rumgejammere, nicht etwa weil wir berechtigten Grund dazu haben, sondern eben gerade weil unser Leben so gut funktioniert. Denn wenn wir uns nur ordentlich Sorgen machen, machen wir uns wichtig. Gehen Sie die Straße pfeifend entlang und die Menschen werden sie einen bekloppten Irren nennen. Beugen Sie sich jedoch in der U-Bahn zu einem glücklichen Menschen und sagen: Wie können sie es wagen zu lächeln, während in Tibet unschuldige Menschen sterben? Dann gelten sie als verantwortungsvoller, kritischer Mensch.
Und so kommt es vor, dass modern denkende Zeitgenossen, die den Vatikan als überkommen, verstaubt und voraufklärerisch ablehnen, sich umso vehementer in die zweifelhaften Arme der tibetanischen Mystik werfen. Ohne sich freilich dafür zu interessieren, dass viele Free-Tibet Organisationen von den USA großzügig mit Millionenspenden unterstützt werden, weil die Propagandamaschine Dalai Lama ein probates Mittel ist, um der aufstrebenden Wirtschaftsmacht in China zu schaden. Um Menschenrechte oder gar die Einführung demokratischer Strukturen geht es dabei nicht. Und um Freiheit schon gar nicht.

Quelle: Achse des Guten

29. Juni 2009

Apokalypse und Äquidistanz



von Henryk M. Broder


Erich Follath, ein erfahrener und weit gereister Reporter, hat in der vorletzten Ausgabe des SPIEGEL ein Doppelporträt des iranischen Präsidenten Ahmadineschad und des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu veröffentlicht. Wie schon der Titel - „Das Duell der Auserwählten“ - verspricht, geht es in dem Essay um den Kampf zweier männlicher Alphatiere, die aufeinander zurasen wie Lokomotiven auf einer eingleisigen Strecke.

Natürlich ist es verführerisch, einen Konflikt auf den Clash zweier Egomanen zu reduzieren. Schon Ulrich Wickert hat Osama Bin Laden als ein Spiegelbild von George Bush zu zeichnen versucht, andere Hobbymoralisten wollten den amerikanischen Präsidenten und den Al-Kaida-Führer auf eine unbewohnte Insel bringen, um sie dort gegeneinander kämpfen zu lassen und so der Welt einen Krieg zu ersparen.

Der Charme solcher Ideen liegt in ihrer Entrücktheit. Wenn sie zu etwas nutze sind, dann vor allem dazu, ihren Verbreitern das Gefühl zu geben, über den Dingen zu stehen, eine Äquidistanz zu den Objekten ihres Interesses zu wahren. Weder der iranische Präsident noch der israelische Ministerpräsident sind „Auserwählte“. Ahmadineschad ist die Marionette eines Systems, dessen Machthaber in den Kulissen agieren, Netanjahu hat nach einer Wahl eine Koalition zusammengefügt, die über eine Mehrheit in der Knesset verfügt. Man muss ihn nicht mögen. Aber man kann sich nicht um die Erkenntnis drücken, dass er im Gegensatz zu dem iranischen Präsidenten demokratisch legitimiert ist. Dass beide auf die gleiche Weise atmen, essen und verdauen, reicht nicht aus, um sie auf eine Stufe zu stellen und ihre politische Performance wie einen Auftritt von Karl und Franz Mohr aus dem Parkett heraus zu rezensieren.

Genau das aber tut Follath. Seine scheinbare Äquidistanz beruht auf einem Kunstgriff. Er zitiert, er stellt gegenüber. Auf der einen Seite die Verteidiger des iranischen Präsidenten; sie sagen, man müsse sich dessen Wunsch nach einem Verschwinden Israels von der Landkarte „eher metaphysisch“ vorstellen. Auf der anderen Seite Israel, das vor lauter Kraft kaum noch laufen kann, von Metaphysik keine Ahnung hat und sich nicht einmal bedroht fühlt, sondern nur „bedroht zu fühlen scheint“. Mit solchen sprachlichen Feinheiten unterlegt, werden Follaths eigene Spekulationen zu Fakten aufgemotzt. Er zitiert eine „stets gut informierte israelische Tageszeitung“, die sich ihrerseits auf Politiker beruft, „die in Verbindung mit Netanjahu stehen“ und deswegen sagen, „er habe seinen Entschluss zur militärischen Zerstörung der iranischen Nuklearanlagen schon gefasst“. Das ist Hörensagen vom Hörensagen, nur einen Atemzug vom Kaffeesatzlesen entfernt. Aber es insinuiert, dass Israel den Iran bedroht, während der Iran sich mit metaphysischen Übungen fit hält.

Und während der iranische Präsident die Rückkehr des im 9. Jahrhundert verschwundenen 12. Imam durch einen „reinigenden Umsturz“ beschleunigen möchte, gibt sich der israelische Ministerpräsident einer noch skurrileren Marotte hin. „Bibi“ ist überzeugt, dass er „Amalek“ daran hindern muss, Israel zu überfallen, so wie der „Krieger aus Kanaan“ die Hebräer auf dem Weg ins Heilige Land schon einmal überfallen hat. Woher weiß Follath das? Er hat es bei Jeffrey Goldberg, einem „Israel-Kenner“, gelesen, der sich seinerseits „bei einem Netanjahu-Vertrauten“ schlau gemacht hat. Diskretion ist auch im Journalismus die halbe Miete.

Außerdem will „Bibi“ aus dem Heldenschatten seines Bruders „Joni“ treten, der bei der Befreiung der Geiseln von Entebbe ums Leben gekommen ist. Das wiederum ist Follath klar, seit er die Familie Netanjahu vor über 30 Jahren, nur ein paar Tage nach dem Tode von „Joni“, in Jerusalem besucht hat. Diese Erinnerung, angereichert mit ein paar Sätzen aus dem Fünften Buch Mose, reicht Follath, um das gegenwärtige „apokalyptische jüdische Gedankengebäude“ zu begreifen. Es basiert auf der Idee, „nach einem möglichen iranischen Nuklear-Erstschlag...“ werde es „einen Judenstaat nicht mehr geben“.

Damit schiebt Follath den Psycho-Peter Israel zu, das sich „bedroht zu fühlen scheint“, statt in aller Ruhe abzuwarten, was nach einem möglichen iranischen Nuklear-Erstschlag vom Judenstaat übrig bleiben könnte. Würde ein Nachbar von Follath immer wieder erklären, er sei ein Störenfried, er solle sein Haus räumen und dahin verschwinden, woher er gekommen ist, käme der Kollege nicht auch auf die Idee, die Forderung könnte ernst gemeint sein? Würde er sie „eher metaphysisch“ verstehen und sich die Vorfreude auf das nächste Gartenfest nicht vermiesen lassen?

Für das Bagatellisieren und Banalisieren der iranischen Drohgebärden gegenüber Israel gibt es zwei mögliche Erklärungen: „Wir sind ja nicht gemeint.“ Oder: „Es trifft keine Unschuldigen.“

Es gibt eine Unzahl von Statements von Ahmadineschad und aus seinem Umfeld, die sich nicht wegdebattieren lassen. Israel sei ein Geschwür, das aus der Mitte der moslemisch-arabischen Welt entfernt werden müsse, ein Fremdkörper im Fleisch der „Umma“, die Ursache aller Übel. Ahmadinejads Wunsch nach einer „World without Zionism“ ist keine abstrakte Utopie, sondern ein Euphemismus für den nächsten Anlauf zur Entjudung der Welt. Er ist klug genug, sein Ziel zu beschreiben, ohne zu sagen, wer den Job erledigen soll. Nicht zum ersten Mal fehlt das letzte Glied in einer Beweiskette. Auch nach dem Führerbefehl zur letzten Endlösung der Judenfrage wird noch immer gesucht.

Quelle: Achse des Guten

18. Juni 2009

Obamas Unfähigkeit wird offenbar

Mehr und mehr zeigt sich, was für einen dummen, unfähigen Präsidenten die Amerikaner als Nachfolger des gehassten und verspotteten G. W. Bush gewählt haben. Im Wahlkampf symphatisch, witzig, mit Esprit, modern, immer breit Grinzend, so kennen wir ihn, den intellektuellen Vorzeigeschwarzen der US Demokraten. Mit durchdachten, sehr gut klingenden Antworten. Die letzen Monate zeigen: Heiße Luft.
Reden kann er, richtig gut (und mit guten, wenn auch bildungsmäßig eher unterbelichteten Schreibern). Schaun wir uns die Kairorede an: Er kriecht der islamischen Welt in den Hintern und macht sich zum Hampelmann: och bitte, seit uns doch wieder gut. Er schwätzt was von "USA größtes islamisches Land".. hat er überhaupt eine Ahnung was er damit sagt? Faselt was von "muslimisch-amerkikanischen Nobelpreisträgern" btw es gibt keinen einzigen" Verdreht historische Tatsachen und schmiert den islamischen Gewaltapologeten Honig ums Maul, so fett wies nur irgendwie geht. In Kairo, in dem Kairo wo christliche Minderheiten verfolgt und eingesperrt werden. In dem Kairo wo Menschenrechte, wenn überhaupt nur für Moslems gelten.
Vorher: Politik der ausgestreckten Hand gegenüber dem Iran. Im besten Chamberlainstil. Ich sage nur "Peace for our times!" Wohin das geführt hat, sehen wir ja. Der durchgeknallte nordkoreanische Diktaktor macht einen auf nukleraer Superstar, Der iranische Möchtegernführer bastelt munter an seinen Atomwaffen und fühlt sich sicher genug, die Iraner und die ganze Welt verarschen zu können. Mal schnell einen kleinen Wahlbetrug machen. Und die Amis reagieren genauso, wie erwartet: Dummgelaber, Rausreden, Weicheigeplabber. Schade, daß das eigene Volk sich nicht so vorführen lässt wie der amerikanische Präsident.
Man kann über Busch sagen was man will, aber der hat wenigsten Cochones. Obama ist einfach nur ein Hollywoodpüpchen in der Politik. Sein "Change" ist ein Wechsel zum schlechteren.
Das werden noch harte Jahre für Amerika und den Rest der Welt. Wenn Obama diesen Kurs beibehält dann gute Nacht freie Welt. Schöne Reden halten und sonst die Hände in den Schoß legen. Ja das wird echt lustig. Na dann....


Nachtrag:
Präsident Obama hat sich nun doch entschlossen in schärfster Form zu reagieren:
Die Einladung iranischer Diplomaten zu den Feierlichkeiten zum 4. Juli wurden wiederrufen. Oha... das ist natürlich ein schwerer Schlag, richtiges Muskelspiel. Wär hätte gedacht daß "Habt mich doch alle Lieb" - Obama zu so trastischen Maßnahmen fähig wäre. Da zittert natürlich die Welt vor Angst, daß es ihr genauso ergehen könnte.
Wow. Iran wird beeindruckt sein und unverzüglich neue Wahlen ansetzten....