8. September 2009

Über den Luftangrif


Die Deutschen sollten stolz auf ihre Soldaten sein


Von Richard Herzinger 7. September 2009, 15:12 Uhr

Der Luftangriff auf zwei Tanklastzüge wird bereits skandalisiert, bevor noch irgendein Ergebnis einer Untersuchung vorliegt. In der Öffentlichkeit entsteht der Eindruck, als seien die Soldaten die wahre Gefahr für die Zivilisten in Afghanistan. Der Einsatz der Bundeswehr für die Freiheit wird gedankenlos diffamiert.

Die öffentlichen Reaktionen auf den von der Bundeswehr veranlassten Luftangriff sind beschämend und empörend. Keine Frage, wenn bei diesem Angriff Zivilisten ums Leben gekommen sein sollten, wäre das in höchstem Maße beklagenswert. Selbstverständlich auch muss jeder solcher Einsatz genau untersucht werden. Aus möglichen fatalen Fehlern und Irrtümern muss von der internationalen Schutztruppe Isaf Konsequenzen gezogen werden. Und sollte die Bundesregierung voreilig falsche Informationen über den Vorfall verbreitet haben, muss sie dafür selbstredend die politische Verantwortung tragen.

Aber sollte sich herausstellen, dass bei dem Angriff tatsächlich unbeteiligte Zivilisten umgekommen sind, dann wäre dies eben ein schlimmer Fehler – nicht weniger, aber auch nicht mehr. In der deutschen Öffentlichkeit aber wird aus diesem Angriff gleich ein „Skandal“, bevor sich noch irgendein Ergebnis einer Untersuchung abzeichnet. Im Zweifel wird das öffentliche Urteil hier gegen den Angeklagten gefällt, was nicht zuletzt daran zu ersehen ist, dass in ARD-Informationssendungen im Zusammenhang mit dem Luftschlag neuerdings schon von einem Angriff auf „vermeintliche“ Taliban die Rede ist. Der Bundeswehr ebenso wie anderen Isaf-Kräften aber grundsätzlich erst einmal zu unterstellen, sie setzten leichtfertig oder gar willentlich das Leben von Zivilisten aufs Spiel – das ist der wahre Skandal.

Das zeugt nämlich von einer grenzenlosen Missachtung der militärischen Situation und der Leistung, die unsere Soldaten in Nordafghanistan in schwieriger und zunehmend gefährlicher Lage vollbringen. Der Befehl zum Luftangriff erfolgte nämlich nicht aus Jux und Dollerei und aus heiterem Himmel, sondern inmitten intensiver Kampfhandlungen, in deren Verlauf die Bundeswehrsoldaten von Taliban-Terroristen (und zwar von ganz realen, und nicht von „vermuteten“) attackiert werden und sich mit ihnen heftige Gefechte liefern müssen.

In Deutschland aber ist kein Wort der Sorge weder um das Leben unserer Soldaten, und schon gar nicht um das der afghanischen Zivilbevölkerung im afghanischen Norden zu hören, die von den radikal-islamistischen Mörderbanden verstärkt bedroht, terrorisiert, unterjocht und als Schutzschild gegen die ausländischen Truppen missbraucht, und deren Leben und Freiheit von den Bundeswehrsoldaten tapfer verteidigt werden. Kaum jemanden hierzulande scheint es zu interessieren, dass die lokalen afghanischen Behörden den von der Bundeswehr angeforderten Luftschlag ausdrücklich begrüßt haben und fordern, es sollten viel mehr solcher Angriffe gegen die immer dreister auftretenden Taliban ausgeführt werden.

Die Voreingenommenheit der deutschen Öffentlichkeit gegen den Afghanistan-Einsatz – ganz zu schweigen von der „antimilitaristischen“ Hetze der Linkspartei und der Heuchelei der Grünen, die den Einsatz angeblich unterstützen, mit ihrem notwendigen militärischen Teil aber nicht in Verbindung gebracht werden wollen -, geht inzwischen so weit, dass allenthalben hemmungslos Ursache und Wirkung verkehrt werden. Als ob die eigentliche Gefahr für die afghanische Zivilbevölkerung von den internationalen Schutztruppen und damit auch von der Bundeswehr ausginge! Ungerührt nimmt man hierzulande hin, dass ein Demagoge wie Oskar Lafontaine unsere Soldaten regelmäßig mit der ungeheuerlichen Behauptung diffamiert, in Afghanistan würden die internationalen Truppen Unschuldige „ermorden“.

Das stammt wohlweislich aus dem Munde eines Mannes, der unserer Demokratie abspricht, eine wirkliche Demokratie zu sein und statt dessen das Regimes eines Hugo Chávez in Venezuela verherrlicht, der gerade dabei ist, dort eine offene Diktatur zu errichten. Chávez, der ideologische Kumpel Lafontaines, ist überdies ein enger Komplize und Finanzier islamistischer, den internationalen Terror fördernder Regimes wie dem in Teheran. Dass Lafontaine, der die vermeintliche Verfolgung von Kommunisten in der Bundesrepublik mit der Verfolgung aller Andersdenkender in der totalitären DDR gleichsetzt, sowie seine Partei, die zum Großteil aus alten SED-Kadern zusammengesetzt ist, für den Auftrag der Bundeswehr, in Afghanistan Freiheit, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen, keinerlei Sympathien hegen, dürfte niemanden verwundern. Unerträglich ist aber, dass sich solche Leute als Wächter von pazifistischer Moral und Menschlichkeit aufspielen können, ohne der geballten Verachtung der Öffentlichkeit einer freiheitlichen Gesellschaft anheim zu fallen.

Beschämend ist auch, dass kein deutscher Regierungspolitiker, sieht man von Verteidigungsminister Jung ab, gegen diese moralische Perversion einigermaßen klare Worte findet. Stattdessen beeilt sich Angela Merkel, eine baldige internationale Konferenz anzukündigen, die über die Möglichkeiten für einen Abzug der westlichen Truppen beraten soll. Ausgerechnet in einer solchen Situation das Wort Abzug in den Mund zu nehmen - da könnte man den Taliban auch eine schriftliche Einladung schicken, die Bundeswehr doch bitte schön noch heftiger zu attackieren, scheint sich das doch auszuzahlen.

Unsäglich ist auch die Eile, mit der einige EU-Regierungen öffentlich über die Deutschen hergefallen sind, ohne eine seriöse Prüfung der Umstände des Lufteinsatzes abzuwarten. Mag sein, dass da von europäischer wie auch von amerikanischer Seite dabei eine gewisse Häme gegenüber der deutschen Regierung mitspielt, die sich zu lange als moralische Oberlehrer einer Kriegsführung aufgespielt hat, die sie anderen überließ. Jetzt aber muss sie sich selbst mit den schwierigen Dilemmata von Kampfeinsätzen auseinandersetzen muss. Aber für die Bigotterie der Bundesregierung wie für ihre Eiertänze um das Unwort „Krieg“ kann die Bundeswehr nichts - und können schon gar nicht die deutschen Soldatinnen und Soldaten etwas, die nun selbst auftragsgemäß selbst im Kampf stehen und ihn pflichtbewusst und verantwortungsvoll annehmen. Es ist deshalb unfair, eventuellen Ärger über die Politik der Bundesregierung auf ihrem Rücken auszutragen.

Es wird höchste Zeit, dass alle Deutschen, denen Sicherheit vor islamistischem Terror und denen Freiheit und Menschenrechte etwas wert sind, ihre Stimme erheben und sich hinter unsere tapferen Soldatinnen und Soldaten in Afghanistan stellen, die diese Werte mit Leib und Leben verteidigen. Es wird höchste Zeit, ihnen für ihren Mut und ihren Einsatz, den sie nicht nur für eine bessere Zukunft der Afghanen, sondern für unser aller Zukunft erbringen, unsere Dankbarkeit und Unterstützung auf sie zu zeigen. Wir sollten endlich stolz auf unsere Soldaten sein.

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